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Rock Shots aus 6 Jahrzehnten – von 1967 bis heute

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B.B. King
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The Musical Box
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Mungo Jerry
Uriah Heep


 
Aktuelle Ausstellung:
50 Jahre Rock Fotografie
mit Carl van der Walle
 
» Musiktheater Piano «
Lütgendortmunder Str. 43 - 44388 Dortmund

Gitarrist Dick Taylor (li.) von den "Pretty Things" eröffnete die Ausstellung im Rahmen eines Konzertes. Rechts im Bild Carl van der Walle. (Foto: Martin König)
Ausstellung
"talkin' 'bout my generation"

Die DASA Dortmund (Deutsche Arbeitsschutzausstellung und Museum) veranstaltete vom 12. Februar bis 30. April 2006 eine Ausstellung mit Bildern von Carl van der Walle.

Dafür entstanden u.a. interessante Texte mit kultur- und musikwissenschaftlichen Bezügen, begleitet von spannenden Kommentaren von Carl van der Walle (CvdW).

Wir danken der DASA für die Erlaubnis zur Veröffentlichung und freuen uns, Ihnen hier eine virtuelle Ausstellung präsentieren zu können, die eine seltene und sicherlich zeitlose kulturelle Dokumentation darstellt.
In den Anfängen der Szene, die wir heute als Rockmusik kennen, also in den 1960er Jahren, spielten mediale Vermarktung und komplexe Bühnenauftritte noch keine Rolle. Näher am Ursprung des eigentlichen 'Musik Machens', genügten den Musikern meist eine einfache Bühne – und ihre Instrumente. Umso überraschender ist es, dass die Rolling Stones in der Bremer Stadthalle 1967 mit einer klassischen Flöte auftraten, wobei das Graffiti und das Schlagzeug der Vorband Creation nicht entfernt worden waren! Was heute nicht nur für diese Band undenkbar wäre, nämlich ein einfacher Vorhang als primäres strukturgebendes Element, mutet im Bild als durchaus adäquat an, als 'authentisch'.

CvdW: "Alexis Korner gehört zu den Musikern, die ich besonders verehre. Und dies nicht nur, weil er zahlreiche Musiker 'ausbildete' – ich denke an Mick Jagger, Keith Richards, Brian Jones, Robert Plant, Jack Bruce oder Paul Rodgers – sondern vor allem auch wegen seiner sympathischen Erscheinung. Ich hatte bei beiden Begegnungen 1972 die Gelegenheit, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Ich erinnere mich, wie er über die Frage eines Reporters schmunzelte, der wissen wollte, ob Jimi Hendrix zu seinen Vorbildern zähle..."
Als bedeutende Manifestation einer politischen Idee in der Kunst ist die Protestbewegung der 1960er Jahre zu betrachten. Viele Künstler, unter ihnen der Lyriker und Musiker Bob Dylan, nutzten einfache, an der Folk-Tradition angelegte Arrangements, um gesellschaftlich relevante Themen anzusprechen. Der Sänger Donovan geht hier sogar einen Schritt weiter und singt gemeinsam mit drei Kindern auf der Bühne – sie stehen für die sog. 'Generation von morgen', für die die Künstler in ihrer pazifistischen und demokratischen Grundhaltung eintraten.

CvdW: "Die großen Tage der Protestbewegung waren eigentlich schon Vergangenheit, als deren Ikone Joan Baez auf dem Isle of Wight-Festival zur Gitarre griff. Ein Höhepunkt hier war ihre Interpretation des Lennon/McCartney-Songs 'Let It Be'. Der als Performer äußerst launische Bob Dylan war bei seinem Konzert im Müngersdorfer Stadion sehr gut aufgelegt. Dass seine Show sehr Stones-lastig konzipiert war, verwundert nicht, wenn man weiß, dass der Ex-Rolling Stone Mick Taylor und der Ex-Small Face Ian McLagan in seiner Band mitwirkten. Für mich stellt diese Formation eine gelungene Synthese dar, da die beiden Musiker aus meinen 1960er Jahre Lieblingsgruppen den Stücken von Bob Dylan, den ich eigentlich mehr als Komponisten schätzte, eine Rockstruktur verpassten."
Eine klassische Subkultur waren die Mods. Sie entstanden in den frühen 60ern in London und stellten den Versuch dar, englisches Arbeiterklasse-Bewusstsein mit edwardianischer Eleganz zu kombinieren. Symbolisch für die Bewegung wurde der Scooter, der allgegenwärtige Motorroller, sowie ein Lebensstil zwischen (drogenbedingten) Exzessen an den Wochenenden und bürgerlicher Angepasstheit. Vor allem The Who verkörperten dieses Ideal und wurden zur Identifikationsmarke einer ganzen Generation.

CvdW: "Absoluter Mastermind der Who war Pete Townshend. Die Band konnte es sich zu der Zeit, als diese Aufnahme entstand, auch wieder erlauben, dass ihr Gitarrist seine Arbeitsgeräte zu Kleinholz verarbeitete. Der riesige kommerzielle Erfolg ihrer Rockoper 'Tommy' hatte es möglich gemacht. Eigentlich bin ich kein Freund von Gewaltorgien auf der Bühne. Aber diese schon in den frühen Tagen der Who-Karriere praktizierte Aktion hatte eine derartige Symbolhaftigkeit erlangt, dass ich unbedingt ein Foto machen wollte. Dies gelang mir leider nicht, da ich bei diesem Konzert gleichzeitig auch eine Super8-Kamera bediente. Keith Moon, der Drummer der Who, leider schon sehr früh im Jahre 1978 verstorben, gilt als eine der schillerndsten Symbolfiguren der Rockgeschichte; er vereinigte fast sämtliche Klischees eines exzentrischen Rockstars auf sich. Ich erlebte ihn 1971 bei einer Session mit Pete York, Eddie Hardin, Tony Ashton, Miller Anderson und Keef Hartley von seiner braven Seite, wie man sieht."
In den 1970er Jahren wurden gesellschaftliche Zwänge als weniger starr empfunden, auch als Resultat des Aufbegehrens in dem Jahrzehnt zuvor. Mittels verspielter und komplexer – sog. psychedelischer – Kompositionen wurde eine ästhetische Parallelwelt erschaffen, eine Möglichkeit also "auszusteigen" – aus Gesellschaft und Alltag. Pink Floyd waren die Vorreiter einer neuen Auffassung von Musik. Sie erweiterten ihre legendären Auftritte zu ganzheitlichen medialen Veranstaltungen und rückten in die Nähe theatralischer Inszenierung.

CvdW: "Phil Collins reagierte beim 81er Konzert in der Westfalenhalle auf das Pfeifkonzert einiger Fans mit dieser Geste, lange vor Stefan Effenberg. Er hatte soeben angekündigt, dass Genesis neben älteren Stücken auch neuere des aktuellen Albums 'Abacab' – nicht von allen Fans geliebt – spielen wolle. Der ehemalige Genesis-Frontmann Peter Gabriel hatte sich 1983, als diese Aufnahme entstand, endgültig von früheren Einflüssen emanzipiert und spielte große Teile des aktuellen, stark von der Weltmusik geprägten Albums 'Peter Gabriel IV'. Die Aufnahme entstand während des Songs 'San Jacinto', eines der beeindruckendsten Stücke des Konzertes."
Die deutsche Musikszene war in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt von britischen und amerikanischen Einflüssen. Auf der Suche nach einer nationalen Identität vermischte eine junge Generation von Musikern US-amerikanische Einflüsse mit einer experimentellen Ausrichtung, die viele hiesige Bands charakterisierte. Die Szene, die wir heute als Krautrock bezeichnen, atmet nicht nur unverkennbar den Geist der 70er Jahre, sondern hat musikhistorisch eine gewisse Bedeutung erlangt – auch wenn Bands wie Ihre Kinder oder Embryo heute wohl nur noch den wenigsten bekannt sind.

CvdW: "Dieses Foto des Can-Sängers Damo Suzuki ist die erste Nahaufnahme eines von mir geschätzten Musikers. Ich hatte mich beim Can-Auftritt zum erstenmal direkt vor die Bühne begeben und diese Aufnahme ohne ein Teleobjektiv geschossen – ich besaß noch keines. Die fränkische Band Ihre Kinder waren eine der ersten Rockbands, die es wagten, sich mit deutschen Texten auf eine Bühne zu begeben. Sie waren in einer Zeit des aufkommenden Krautrock mit ihren sozialkritischen Botschaften recht erfolgreich, wenngleich sie nie in die 1. Liga des Genres aufstiegen."
06_Robert_Plant - Bühnenbild
Musikmachen scheint im Laufe der Jahre immer aufwändiger geworden zu sein. Die Auswahl der Bilder dokumentiert anschaulich, wie sich das Konzert von einem einfachen Auftritt auf einer Bühne zu einer komplexen und hochtechnisierten Großveranstaltung entwickelt hat. Durch den gewählten Bildausschnitt kann man den Eindruck gewinnen, die Musik – und manchmal sogar der Musiker – rücke in den Hintergrund, gleichsam versteckt hinter Sicherheitskräften oder Bühnengerüsten.

CvdW: "Ein Beatkonzert 1967 mit den Rolling Stones. Das Equipment würde heutzutage bei jeder Amateurband nur ein mitleidiges Lächeln hervorrufen. Ein schlichter Vorhang statt einer aufwändigen Lightshow. Ich erinnere mich noch genau, der Innenraum war bestuhlt, das Publikum blieb brav auf seinen Plätzen sitzen. In heutigen Zeiten lässt sich ein Rockfestival ohne strenge Sicherheitsvorkehrungen und einem Großaufgebot von Sicherheitskräften nicht mehr durchführen. Der enge Kontakt zwischen Musiker und Fan ist bei solchen Veranstaltungen nicht mehr möglich."
Auf der Konzertbühne geht es in den seltensten Fällen allein um das bloße Spielen der einzelnen Nummern. Das Konzert ist immer eine Kombination aus musikalischen und visuellen Elementen. Dazu gehören die berühmten Posen und Gesten der Bands, allen voran ihrer Sänger, bzw. Sängerinnen. Sind sie Ausdruck einer kreativen Individualität oder zum Stereotyp verkommene Macho-Pose? Gerade ohne die dazugehörige Musik wirken die Bewegungen eindrucksvoll und wie aus dem Kontext gehoben, sie werfen Fragen auf und stellen die Akteure auf der Bühne gleichsam bloß: Manchmal ist man sich nicht sicher, ob diese Posen narzisstische Selbstdarstellung sind oder künstlerische Selbstverwirklichung.

CvdW: "Die Posen des Mick Jagger hatten in den 1960er Jahren ungefähr den Stellenwert wie das in den 70ern verbreitete Luftgitarrenspiel. Ich denke, viele Posen erleichtern es uns, sich mit den oft extrovertierten Bühnencharakteren zu identifizieren. Oft konnte man damals kleine Kopien der Stars im Publikum entdecken, und es waren neben der Garderobe nicht selten die Posen, die sie kopierten. Daran hat sich bis heute nichts geändert."
Die visuellen Aspekte der Konzertsituation stehen gleichberechtigt neben den musikalischen. Oft sind Musikerinnen und Musiker Bestandteil, wenn nicht Erschaffer eines besonderen Lebensgefühls, welches wir häufig mit dem Begriff Zeitgeist umschreiben. Die Band Mungo Jerry, bei einem Pressetermin auf einer Wiese sitzend, ist als Bild für die späten 60er und frühen 70er Jahre genauso aussagekräftig wie das postmodern anmutende Space Ritual der gleichnamigen Band im Jahr 2005.

CvdW: "Mick Jagger und Keith Richards intonierten während eines Akustik-Sets das von Robert Johnson adaptierte Stück 'Love In Vain'. Ich stand direkt vor den beiden, weil die Hell's Angels, die für die Band die Security übernommen hatten und gerade im Begriff waren, mich zu vertreiben, von einer Prügelei abgelenkt wurden. Die Space-Rocker Space Ritual lieferten beim Burg-Herzberg-Festival eine atemberaubende Show im Stile von Hawkwind. Das verwundert nicht, denn zwei ihrer Gründungsmitglieder entstammen dieser Band. Die Perspektive dieses Bildes ist ungewöhnlich, da ich direkt neben der Bühne in der Nähe des Seitenaufgangs stand und auf einen befreundeten Fotografen wartete."
Das klassische Instrument der Rockmusik ist die E-Gitarre. Ihr Klang charakterisiert den typischen Sound vieler Bands, und oft spielen die Leadsänger auch zusätzlich Gitarre. Erweitert wird die 'klassische' Bandstruktur um Bass und Schlagzeug. Manchen Künstlern genügt das jedoch offensichtlich nicht. Sie suchen mit für die Musik eher ungewöhnlichen Alltagsgegenständen eine Ausdehnung des Klangspektrums und experimentieren spielerisch mit Hammer, Messer oder Schere. Dass dabei auch Aspekte der Bühnen-Performance eine Rolle spielen, ist deutlich zu sehen.

CvdW: "Keith Emerson, den es gestört hatte, dass ein Keyboarder optisch gesehen meist ein Randdasein führt, während ein Sänger oder Gitarrist aufgrund seiner Show in der Regel im Rampenlicht steht, war bei Emerson, Lake & Palmer für den Einbau diverser Showelemente verantwortlich. Er ersann verschiedene Methoden, seine Orgel zu quälen: Er zerrte sie über die Bühne, legte sie hin und sich selbst darunter oder stach mit dem Dolch auf die Tasten ein. Klaus Renft demonstrierte dem Festivalpublikum, wie man Haushaltsgegenstände, z.B. zwei Löffel oder eine Schere, umfunktionieren und als Musikinstrument missbrauchen kann. Die Klaus Renft Combo war in den 60ern die bedeutendste Band in der DDR. Sie wurde Anfang der 70er in die BRD ausgewiesen, weil sie sich permanent weigerte, die Auflagen des Systems zu akzeptieren. Nach der Wende gab es auch für die Renft Combo eine Reunion."
Hippiemädchen
Warum gehen Menschen zu Rockkonzerten? Darüber gibt es eine Vielzahl psychologischer, soziologischer und kultureller Erklärungsansätze. Sicherlich geht es auch um das kollektive Erlebnis, die Erfahrung in der großen, anonymen Masse. Dabei spielt natürlich die Größe der Veranstaltung eine entscheidende Rolle. Je mehr Menschen zusammenkommen, desto "schemenhafter" werden die Künstler auf der Bühne. Zuweilen hat man den Eindruck, gerade unter so vielen Menschen eine gewisse Isolation zu verspüren.

CvdW: "Das Bild täuscht nicht. Dieses Hippie-Mädchen aus unseren Tagen war weit und breit das einzige Blumenkind auf dem Isle-of-Wight-Festival im Jahr 2002. Inmitten eines eher gemässigten Publikums wirkte sie fast wie verloren. Der Versuch eines Revivals der legendären Isle-of-Wight-Festivals (1968-1970) lief äußerst zähflüssig an, auch wenn spätere Auflagen atmosphärischer und erfolgreicher waren. Träume die eigentlich schon ausgeträumt waren, lassen sich nicht in andere Zeiten transportieren."
Gegen Ende der 1960er Jahre kristallisierte sich eine Spielart des Rock heraus, aus der sich der Blues- und der Hardrock entwickelte. Dieser Musikstil begründete sich im Blues und der R'n'B-Tradition sowie in dem Garage-Rock der 60er. Die Songs orientierten sich an bekannten Blues-Strukturen. Sie wurden in einem bis dato nicht gekannten, explosiven und lautstarken Spiel präsentiert. Neben den Größen des Genres Led Zeppelin, Black Sabbath und Deep Purple, waren es vor allem die britischen Bands Uriah Heep, Ten Years After und Taste, die den typischen Blues- und Hardrock-Sound jener Ära prägten. Uriah Heep veröffentlichten zwischen 1970 und 1975 beeindruckende acht Alben und waren (und sind) besonders in Deutschland sehr beliebt.

CvdW: "Rory Gallagher gastierte in der Philipshalle zwei Jahre nach dem Split der Taste. Der sympathische Ire, einer meiner Lieblingsgitarristen, schaffte es wie kaum ein anderer, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Erst als Solomusiker wurde er richtig erfolgreich. Nach dem Auftritt beim Aachener Festival erklärte er mir das überraschende Ende des gerade erlebten Konzertes: Man hatte ihm als Headliner um Punkt 22.00 den Strom abgedreht. Er hatte gerade 30 Minuten gespielt."
Ein Mythos entsteht, wenn wir – oftmals unbewusst – bestimmte Personen des öffentlichen Lebens überhöhen. Mit den Stars verbinden wir dann bestimmte emotionale Werte und Assoziationen, und das Resultat ist, dass diese Menschen sinnbildlich für eine bestimmte Idee oder Lebensanschauung stehen. Jimi Hendrix ist ein typisches Beispiel. Er gilt als Mythos, sein virtuoses Gitarrenspiel, sein exzentrischer Charakter und sein früher Tod haben ihn zu einer Verkörperung des Rock'n'Roll-Lifestyles werden lassen. Ein anderes Beispiel ist Paul McCartney. Er steht repräsentativ für den Mythos Beatles. Diese erste Super-Band steht u.a. für Hysterie, Erfolg und Kreativität.

CvdW: "Paul McCartney stellte zwei Jahre, nachdem sich die Beatles getrennt hatten, seine neue Band Wings auf einer Europa-Tournee vor. Zahlreiche Beatles-Fans waren enttäuscht, nur einige ganz wenige Beatles-Songs geboten zu bekommen, noch dazu, wenn ich mich recht erinnere, in Medley-Form. An das Festival in Wiesbaden, bei dem ich Neil Young gesehen habe, erinnere ich mich mit gespaltenen Gefühlen. Obwohl es ein großartiges Konzert war, war die zigtausend Menschen starke Menge vor der Bühne gleichzeitig extrem dicht und dynamisch, so dass ich kaum dazu kam, Fotos zu machen."


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